ZeitZeuge Heini Baier

Heini Baier erzählt Landquarter Geschichten aus den 1950- und 1960-Jahren

Heini Baier als Zeuge von früheren Landquarter Zeiten. Am letzten Freitag tischte er im Bistro Viva an der Bahnhofstrasse verschiedene alte Geschichten auf, vor allem aus seiner Kinder- und Jugendzeit – informativ, spannend und mit viel Humor.

Dass das Bistro Viva an der Bahnhofstrasse 13 in Landquart der Ort für einen Zeitzeugenabend von LandquartKultur war, ist kein Zufall. Heini Baier, der am letzten Freitag aus früheren Landquarter Zeiten erzählte, ist nämlich im Gebäude der alten Milchzentrale aufgewachsen. Diese stand genau an derselben Stelle und wurde vor 12 Jahren abgerissen. Dass weiter der Jodelclub Hochwang den musikalischen Rahmen für diesen besonderen Anlass gestaltete, war ebenfalls kein Zufall. 12 Jahre lang war Baier Dirigent dieses Gesangsvereins.

Bahnhofstrasse im Wandel

Rund 120 Interessierte waren gekommen, um zu erfahren, wie es in den 50- und 60er Jahren an der Landquart Bahnhofstrasse zu und her ging. Als der bald 71-jährige Baier noch ein Kind war, stand am Ende der Dahlienstrasse ein wunderbares Ensemble mit besonderen Häusern. In der Ecke Schul-/Dahlienstrasse war das alte Schulhaus zu finden und auf der anderen Strassenseite thronte der stattliche Davoserhof, der damals Sitz der Firma Bürke & Co. war. Seit 1987 steht an dieser Stelle das Shopping Mall. Gegenüber – und noch heute gut erkennbar – das Haus der ehemaligen Metzgerei Schneider.
Auf humorvolle Art und Weise begeistere Baier die Zuhörer und Zuhörerinnen mit Geschichten und Anekdoten aus seiner Jugendzeit. Die Arbeit seiner Eltern in der Milchzentrale war ein Thema, ebenso die verschiedenen Nachbarn mit ihren besonderen Eigenheiten und sowieso das Spielen mit den Kindern aus der Umgebung. Auch das Detailhandelsangebot und die Einkaufsgewohnheiten wurden erwähnt und natürlich durften die neckischen Jugendstreiche nicht fehlen, die Heini mit seinen Freunden entlang der noch nicht geteerten Bahnhofstrasse „verübte“. Zum Beispiel der Diebstahl von Äpfeln im Bungert des Davoserhofs, wo heute das GKB-Gebäude steht. „Wir konnten klettern wie die Affen“, erzählte Baier, wohl eine wichtige Fähigkeit, um rechtzeitig zu fliehen, bevor sie dabei erwischt wurden. Trotzdem musste hie und da Heinis Sparschwein geöffnet werden, um angerichtete „Schäden“ mit seinem Sackgeld gutzumachen.

Schule und Berufswahl

Im Kindergarten lernte Kleinheini eine andere Art der Massregelung kennen. Weil er nicht ruhig sein konnte, und immer etwas zu erzählen hatte, musste er zur Strafe mit den „Bäbis“ in der „Bäbistube“ spielen. Das machte er zusammen mit anderen Bestraften so geschickt, dass in der Folge auch alle andere mitspielen wollten – dies ganz freiwillig.
Mit dem Ende der Schulzeit musste sich Heini für eine berufliche Karriere entscheiden. „Mein allererster Berufswunsch als Kleinkind war es, ‚Italiener‘ zu werden“, erzählte er und begründete dies folgendermassen. „Weil beim Bau der GKB an der Bahnhofstrasse fast nur Italiener arbeiteten, war ich als Dreikäsehoch der irrigen Meinung, ‚Italiener‘ sei ein Beruf“. Nach der Schule sei der Besuch der Handelsschule eine erste Idee gewesen, so Baier, seine Mutter sei jedoch dagegen gewesen. Obwohl er nicht sehr gerne zur Schule ging, entschied er sich für das Seminar, um Lehrer zu werden. Bedingung dafür war u.a. eine strenge Französisch-Aufnahmeprüfung – und diese Sprache war nicht Heinis Stärke. Um die Prüfung zu schaffen, verbrachte das „Landei“ einige Monate in der Stadt Genf. Auch aus dieser Zeit wusste Heini einige lustige Begebenheiten zu erzählen. Seine späteren Stationen als Lehrer waren Zizers, Igis und Landquart.

Pfadi, Militär, Musik, Bürgerpräsident

Zur Freude des Publikums erinnerte sich Baier auch an diverse Anekdoten als Pfadi-Mitglied sowie aus der Militärzeit als Trainrekrut. Eine echte Leidenschaft war für ihn aber immer die Musik. Als Mitglied der Blasmusik Landquart unter dem legendären Urban Thöny, als Sänger im Männerchor und auch als Dirigent von Schulchören (und eben des Jodelclub Hochwang) hat er immer wieder Spuren in der Landquarter-Musikszene hinterlassen.

Besonderes leistete er auch als Präsident der Bürgergemeinde Igis. Etwas überraschend wurde
Baier mit 26 Jahren zum Bürgerpräsidenten gewählt – und blieb das während 22 Jahren. In seine Amtszeit fiel u.a. die Gründung des „Tardisland“, das heute eine bekannte Adresse ist. Wer Heini Baier kennt, weiss, dass er noch viele weitere Geschichten auf Lager gehabt hätte. Bei einem Apéro und geselligem Beisammensein wurden noch viele weitere Erlebnisse und Erinnerungen aus den 50- und 60er-Jahren zum Besten gegeben. Organisiert wurde der informative und unterhaltsame Abend von LandquartKultur.

 

Anmerkung der Kommunikations-Frau:
Ich danke Livia Casutt, Beat Bachmann und Cornelius Raeber ganz herzlich für die Bilder und Worte, die mir nach dem Event zugespielt wurden. Leider war ich nicht fit an diesem Abend und war so darauf angewiesen, dass andere meinen Job machen. Sehr lieb, schätze ich sehr!

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