Flucht & Heimat: Tibet
Einblicke in die tibetische Kultur und Erzählungen aus dem Alltag von Ukrainer*innen
Im Rahmen des Schweizer Vorlesetags durften wir Tibeterinnen, Tibeter, Ukrainerinnen und Ukrainer empfangen. In den Räumlichkeiten der Bibliothek Landquart erzählten sie uns im Rahmen des Themenabends "Flucht & Heimat" von ihren Kulturen, Sprachen und nahmen uns mit in die Zeiten ihrer Flucht.
Den Abend eröffnete Cornelius Raeber, der uns in das Thema einstimmte. Verschiedene Erzählungen und Auszüge aus Büchern, Biografien und Zeitungsartikeln liessen uns erahnen, wie das Leben für die neu angekommenen Tibeterinnen und Tibeter in Landquart oder auch in der Schweiz gewesen sein muss. "Wir sind gut aufgenommen worden", hiess es später von unseren Gästen. Sie seien dankbar gewesen, dass sie in der Schweiz und auch bei uns im Bündnerland so gut aufgehoben waren.
Die Besucherinnen und Besucher des Themenabends "Flucht & Heimat" bekamen Erklärungen über die tibetische Sprache vermittelt. Anhand ein paar Kindergeschichten, vorgetragen von Tseten Dungshar durften wir dem Klang der Sprache lauschen. Und nein, wir haben nichts verstanden.
Rinzin Nastasi erkärte uns Begriffe und tibetische Utensilien wie das Gebetsbuch oder die Gebetsmühle. Und wir wissen jetzt auch, wie man Buttertee herstellt - und dass er eher wie Bouillon schmeckt als wie Tee. Und dass es mit so alltäglichen Dingen wie "Geburtsdatum" und "Vornamen" Probleme gab: Die Tibeter kennen keinen exakten Geburtstag. Häufig sagt der Name etwas über den Wochentag aus und die Aussage "im Herbst" reicht in ihrer Kultur aus. Und wenn man nur zwei Vornamen hat aber keinen "Familiennamen" - ja, damit überforderte man die Schweizer Behörden.
Yaks sind männliche Rinder, die weiblichen Rindern heissen "bri". Und die Mala (Gebetsketten) gehören zur tibetischen Kultur - ohne sie geht es nicht. Und das Beten der Mala wird mit ständigem Murmeln begleitet.
Wir vom Vorstand haben eine Khata umgehängt bekommen, mit den Worten "Tashi deleg" - was soviel heisst wie "Möge es dir wohlergehen". Und wir waren gerührt über dieser Geste.
Emotional wurde es, als Ugen Jigme Chuponpa von seiner Erinnerung an die Flucht erzählte. Als 7 oder 8-jähriger Bube musste er die Strapazen des Kriegs, der Unterdrückung und die tagelangen und kilometerlangen Märsche auf sich nehmen. Respekt, dass er uns davon berichtete, denn wir haben bemerkt, dass es ihm nicht leicht fiel, diese Erinnerungen hervorzuholen und mit uns zu teilen.
Cornelius Raeber eröffnete den Abend mit den Worten, dass es eine grosse Klammer um das Theme Flucht gibt. So durften wir auch den Erzählungen von Vlada Kaplun lauschen, die uns über die Flucht ihrer Familie und ihrer Freunde aus der Ukraine erzählte. Diese Ausführungen holten uns brutal wieder in die Realität zurück und liessen uns merken, dass die Tragik immer noch die gleiche ist. Ob damals oder heute. Um so schöner war es, dass ihr Onkel und ihre Tante mit uns den Abend verbrachten.
Der tibetanische Tanz der Kinder fiel leider der Verschiebung des Maiensäss-Tags der Schulen zum Opfer. Schade, hätten wir doch gerne auch diesen Teil der Kultur kennengelernt. Aber nichts desto trotz durften wir einen wundervoll bunten Abend erleben.
Mercituusig für diese Eindrücke, die Emotionen, das Lachen und die Farben, die wir an diesem Abend fühlen und erleben durften. Und damit wir diese in Erinnerung halten, durften wir noch typische Gebetsfahnen mit nach Hause nehmen. So wird sicherlich auch Landquart in diesen Tagen bunter und viele gute Gebete und Wünsche wehen mit dem Wind durch unsere Gemeinschaft.
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