Schweizer Vorlesetag

Geschichten aus und über Landquart(er:innen)

Geschichten lauschen, in der Fantasie an verschiedene Orte fliegen. Lachen, nachdenken und gespannt zuhören. Dieser Mix wurde uns am Schweizer Vorleseabend in der Bibliothek Landquart geboten.

Doch von vorne. Gret Kohler begrüsste rund 75 Personen in der Bibliothek Landquart und erklärte uns, dass der Vorlesetag eine nationale Aktion, initiiert vom Schweizerischen Institut für Kinder- und Jugendmedien und 20 Minuten, ist, an dem sich rund 7500 Institutionen beteiligen. Nach einem kurzen Ausschweifer zur Saatgutbibliothek, welche in der Bibliothek ein Dach gefunden hat, übergab Gret Kohler das Wort an die Protagonisten René Spescha und Cornelius Raeber.

Auch Nervosität fand ihren Platz

René Spescha, der doch meinte, dass er ein wenig nervös sei, sagte grad zu Beginn:

"Ich bin 3x eine Fehlbesetzung:

  1. Ich bin kein Igiser
  2. Ich bin kein Vorleser
  3. Ich bin Rätoromane"

Die ersten Lacher hatte er schon auf seiner Seite und das Eis war geschmolzen, der Puls senkte sich.

Begonnen wurde der Geschichteabend mit Erinnerungen von Reto Hartmann an den Bahnhof. Die Geschichte von "Balzli, der Schwabengänger" drängte sich da richtig auf, erzählt sie doch unter anderem von der Ankunft Balzlis in Landquart, dem schön geschmückten und frisch eingeweihten Bahnhof. Dann weiter zu Giacomo dalla Valle, der nach seiner Arbeit in Ragaz im Quellenhof und in Davos sich in Landquart seinen Traum erfüllte: Sein eigenes Coiffeurgeschäft. Auch wenn es Millionen bessere Coiffeure gebe, so schneide niemand so gerne Haare wie er. Und wo kommt man schon besoffen vom Coiffeurtermin zurück?

Landquart hatte nicht nur euphorische Anhänger

Kritische Vergleiche zur DDR wurden auch gemacht. Constantin Seibt meinte, man müsse tapfer sein, wenn man in Landquart Ferien machen möchte. Mehr als der Coop und die Shopping Mall gebe es nicht und wenn es dann noch regne und schneie, dann sei Landquart eine triste Sache!

Nach verschiedenen Ausflügen in die Themen Politik, Religion und Geografie wurden uns Auszüge aus der Wirtschaft vorgetragen. Texte über die Mühlen, die Werkstätten und die Papierfabrik wurden präsentiert. Wir befanden uns mitten in "Landquart Fabriken". Auch haben wir erfahren, dass der "Russhof" seinen Namen bekam, weil der Kauf von St. Petersburg aus geplant wurde. Als dann Von Planta das Zepter übernahm, wurde der Plantahof die heute bekannte Ausbildungsstätte.

A propos Ausland: Seit kurzem ist ja das Schloss Marschlins in Liechtensteiner Hand: Der Prinz von Liechtenstein kaufte das Bündner Märchenschloss, das Meta von Salis bewohnte und nicht zuletzt durch diese starke Frau bekannt wurde. Sie sagte: "Mein erster Fehltritt war mein Erscheinen in weiblicher Gestalt." - Was wäre geworden, wenn Meta von Salis als Junge auf die Welt gekommen wäre?

Zuguterletzt durfte der Sport nicht fehlen. Der FC Mercury (Englisch war halt schon damals hip!) wurde 1932 gegründet und war somit der Vorläufer des heutigen FC Landquart. Nebst den Turnvereinen und dem Skiclub und anderen Vereinen prägte er das Landquarter Dorfleben.

Danke, René Spescha, dass du über deinen Schatten gesprungen bist und uns in "unsere" Vergangenheit mitgenommen hast. Deine witzige und spontane Art haben - zusammen mit Cornelius Raeber - den Abend zu einem lustigen und durchdacht-improvisierten Vorleseabend werden lassen.

Wir danken auch Silja Raeber und Michael Köck für die schönen Töne auf den Geigen und Gret Kohler und dem Bibliotheks-Team für die Gastfreundschaft für unseren Anlass.

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